Alle Jahre wieder…
Weihnachtslieder,
eine immer wiederkehrende Plage für alle Weihnachtsmuffel. Macht man
einmal das Radio an oder geht einfach nur in eine deutsche Innenstadt,
kommt einem dennoch immer die gleiche musikalische Suppe entgegen. Ich
meine nicht die klassischen Weihnachtslieder wie „Stille Nacht, Heilige
Nacht“, sondern moderne Popsongs, die, im Grunde genommen, alle sehr
ähnlich daherkommen. Was macht einen typischen Pop-Weihnachtssong aus?
Ganz einfach: Ein normaler Popsong mit ein bisschen Schmalz im Text
gemischt mit den durchlaufenden
Weihnachtsschlittenglocken
und, nicht zu vergessen, das Wörtchen „Christmas“ im Titel. Jetzt den
ganzen Quatsch noch im Dezember auf den Markt werfen und wenn das Ding
Erfolg hat, dann läuft es die nächsten 20 Jahre lang im Radio,
schließlich gibt es einfach nicht genug Weihnachtslieder, die für 5-6
Wochen "Weihnachtsfeeling" reichen. Noch schlimmer sind nur noch
Weihnachts-Konzeptalben oder Hits, die nach diesem Prinzip zu Weihachtssongs "gepimpt" wurden, ganz zu Schweigen von
Coverversionen bekannter Weihnachtsmelodien oder einfach
Coverlieder, dessen Komponisten man einen Urlaub in Guantanomo wünschen würde. Naja. Es bringt eben Kohle.
Weihnachtslieder:
Eine nette Tradition, zu der sich sogar schon Größen wie Bon Jovi,
Queen, Lynyrd Skynyrd, Slade, Die Toten Hosen, Bryan Adams, ja sogar die
Ramones, haben hinreißen lassen.
Hier ist meine persönliche Top 5 der nervigsten Weihnachtssongs:
Höchste Chartplazierung in Deutschland: 3
Ein
Lied von der mittlerweile bei einem Flugzeugabsturz verstorbenen
Künstlerin Melanie Thornton. „Wonderful Dream“ war ihr größter Erfolg,
das tragischerweise von dem Album „Ready to Fly“ stammte. Es ist ein
Lied, das durch die
Werbekampagne eines Zuckerbrauseherrstellers, der den Weihnachtsmann erfand, bekannt
wurde. Darin fallen riesige blinkende Weihnachtstrucks wie die Seuche
in eine Stadt ein. Na, wenn das mal nicht romantisch ist. Da fällt mir doch glatt die Handgranate aus der Hand.
Höchste Chartplazierung in Deutschland: 1
Der
Klassiker unter den Nerv-Songs und außerdem ein enormer Bestseller und
Rekordhalter. Der Song stammt aus der Feder des Komponisten Irving
Berlin, der weder schreiben noch Noten lesen konnte und daher auf die
Hilfe seiner musikalischen Sekretärin angewiesen war. Bevor er ihr
„White Christmas“ diktierte, soll er gesagt haben: „Grab your pen and
take down this song.
I just wrote the best song I've ever written — heck, I just wrote the best song that anybody's ever written!” Er
behielt zumindest aus kommerzieller Sicht Recht. Die Interpretation
von Bing Crosby, die zwei Jahre später erschien, wurde zur
meistverkauften Single aller Zeiten mit geschätzten 50 Millionen Kopien.
Außerdem existieren 500 Coverversionen von diesem Lied! Trotz all des
Erfolgs finde ich diesen Song einfach nur noch nervig. An jeder Ecke und
von jedem Karussell auf dem Weihnachtsmarkt lallert einem diese Schote
entgegen. Prädikat: Damit wurden schon vor 50 Jahren die letzten Typen,
die an Weihnachten keinen Besuch hatten, aus der Kneipe vertrieben.
Ein
Gedankenexperiment: Man stelle man sich einen besoffenen Bing Crosby
vor, der im weißen Anzug Sinatra-like im Ohrensessel vor dem Kamin
sitzt, ins Feuer starrt und dieses Lied auf den Lippen hat. Der Chor
muss dann wohl sein Hund sein, denn dabei will ihm wohl wirklich niemand
zuhören, außer die beknackte Tante aus dem Video. Mit „White“ Christmas
war dann womöglich eine nötige Dröhnung gemeint. Aber lassen wir das.
Höchste Chartplazierung in Deutschland: 14
Kotz!
Was soll man zu diesem widerlichen Mist noch sagen? Das Lied hat ja so
schon alles, was man nicht will: Blöde Phrasierungen, einen
schleimtriefend dämlichen Text, Weihnachts-schlittenglocken, die einfach
die ganze Länge des Songs nicht aufhören wollen und dann auch noch
Frau ich-will-weiße-Hündchen-in-meiner-Umkleide-Mariah Carey. Da ist ja auch
noch eine Spieluhr am Anfang!
Bah, geh weg!!! All I want for Christmas is BESTIMMT NICHT you, Mariah!!! Wobei.. Ihre Glocken sind doch sehenswert.
Höchste Chartplazierung in Deutschland: 4
Nein,
ich werde mich nicht der Meinung der meisten Menschen anschließen und
diesen Song auf Platz 1 setzen. Und zwar, weil ich den Song wirklich
nicht für den nervigsten halte. Sicher, gerade in Deutschland wird
dieses Lied während der Weihnachtszeit rauf und runter gespielt. Mir
persönlich wird immer dann erst bewusst, dass es Richtung Weihnachten
geht, wenn ich „Last Christmas“ das erste Mal im Jahr im Radio höre. Das
ist meistens, um den Weihnachtsrummel voll ausnutzen zu können, schon
Ende November der Fall.
„Last Christmas I gave you my heart, but the very next day you gave it away”, singt George Michael jetzt schon seit 28 Jahren. Erstaunlich, dass
sich dieser Quatsch auch jedes Jahr aufs Neue in den Charts platziert.
Naja, es scheint als wüchsen immer wieder Menschen nach, denen bei
diesen Zeilen noch keine Schmalzpocken wachsen. Textlich und musikalisch
ist das Lied eigentlich ganz liebenswert. Aber mal ehrlich: Wer gesteht
seiner Freundin an Heiligabend, dass er sie liebt, nur um am nächsten
Tag von ihr enttäuscht zu werden? War das nicht absehbar? Man will ihm zurufen: Get over it, Georgie! Und dann noch diese Streberfeier im Video inklusive Lamettaschlacht auf
der Skihütte! Jedes Jahr sterben so viele Unschuldige bei
Lawinenunglücken…
1. Band Aid – Do they know it´s Christmas (
1984 und
2004)
Höchste Chartplazierung in Deutschland: 1(1984), 7 (2004)
Es
gibt sicher wenig lobenswertere Gründe für ein Charity-Projekt als den
Einsatz für hungerleidende Menschen in Afrika. Die Idee hinter dem Song
ist sicherlich sinnvoll, immerhin arbeiten hier viele der
erfolgreichsten Musiker ihrer Zeit ohne Gage zusammen um mit den
Einnahmen zu helfen, was ja auch einiges an Geld eingebracht hat,
logisch für die spendenfreudigste Zeit im Jahr. Aber seien wir mal
ehrlich: Musikalisch ist dieses Lied wirklich so was von schleimig und
nach dem gefühlten 1000. Mal im Radio gedudelt auch vollkommen nervig.
Da wären natürlich wieder einmal die typischen Weihnachtsglocken und
dann auch noch der ekelhafte 80er-Jahre-Syntheziser im Refrain. Naja,
wenn einem das schon auf die Eier geht, dann kann man sich ja immer noch
die neue Version von 2004 anhören, die das Wenige, was am Original noch
zu ertragen war, komplett verhunzt. Ein Fehler wurde beim Remake
allerdings begangen und das betrifft den Text, der nämlich nicht
verändert wurde.
Was soll denn bitte „There won´t be snow in Africa this Christmastime“ ausdrücken? Ja
nee, is kla. Wer kennt nicht die Fotos wie kleine schwarze Kinder in
der afrikanischen Savanne einen Schneemann bauen?! WTF? Aha. Darauf werden sie
wohl in diesem Jahr verzichten müssen. Interessant ist übrigens, dass Bono in der Neuauflage unbedingt wieder
seinen alten Gesangspart einsingen wollte, der eigentlich für Justin
Hawkins von The Darkness gedacht war, der im Übrigen auch die höhere
Stimme hat. Wahrscheinlich wollte Mr. U2 “seinen” Part von 1984 nicht in
einer von einem Anderem besser gesungenen Version hören und setzte sich
schließlich unter Protest durch. Fazit: Der Song ist gut gemeint und
durch tolle Künstler interpretiert, aber durch das alljährige
Wiederholen einfach nur nervtötend. Hochwertige Charity-Großprojekte
überlässt man wohl besser
Michael Jackson!
Platz 1 und Platz 2 gehen also an das Jahr 1984. Ach ja. Die 80er.
Denken an meine Worte, wenn Ihnen diese musikalische Weihnachtsschinken aus der Mottenkiste mal wieder begegnen.
Floyd